Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte.
Aber ist das immer gut so und sind es auch die Worte, die Sie damit sagen möchten?
Ein ausdrucksstarkes Bild weckt die Aufmerksamkeit, vermittelt Emotionen und kann ein (komplexes) Thema „auf einen Blick“ veranschaulichen.
Es kann Gefühle, Emotionen und Wertschätzung transportieren, aber es kann auch – ohne, dass dies vielleicht beabsichtigt ist– Klischees oder Stereotypen verstärken.
Wenn Sie also auf der Suche nach geeigneten Bildern für Ihre Homepage sind, oder auch für Ihre Print-Unterlagen, gilt es doch einige Aspekte zu bedenken.
Die grundsätzliche Frage, die Sie sich stellen mögen, ist: „Unterstützt mein Bild den Text, oder sind Bild und Text doch eher unabhängig voneinander?“
Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht.
Die geneigte Leser*innenschaft nimmt in den meisten Fällen zuerst das Bild wahr und liest dann – falls das Interesse geweckt ist – den Text.
Kommuniziert das Bild – z.B. hinsichtlich des Themas, der Emotionalität, der Farbwahl etc. – in eine ganz andere Richtung als der Text, dann ist für Verwirrung gesorgt.
Handelt es sich bei Ihrer Organisation z.B. um eine Anwaltskanzlei und auf den Teamfotos erscheinen alle in Hoodie und Baggy-Pants, kommunizieren Sie ggf. an der Kompetenzvermutung Ihrer Kanzlei vorbei.
Auch wenn der Text keinen Bezug zu dem Bild herstellt – besonders dann, wenn es um emotionale Bilder geht – war die Leser*innenschaft mit dem Bild vielleicht bereits gewonnen, geht dann aber im Laufe der Textpassage wieder „verloren“, weil die Erwartungen nicht erfüllt werden.
Es kommt selbstverständlich auch ein bisschen auf das Thema an. Wenn es beispielsweise um die Rubrik „Aktuelles“ auf der Homepage geht und als Header verwenden Sie das Foto einer Zeitung, so ist die Notwendigkeit, darauf noch einmal Bezug zu nehmen, nicht direkt gegeben.
Zeigen Sie jedoch z.B. auf weiche, emotionale Art und Weise Menschen, die sich für ein Anliegen oder für andere Menschen engagieren, dann ist es einfach schön, wenn der Text darauf Bezug nimmt und im besten Fall ähnlich weich und emotional geschrieben ist.
Herausforderungen „ausschlachten“ oder Lösungen aufzeigen?
Damit sind wir schon beim nächsten Punkt. Sollte meine Bildauswahl meine Leser*in schockieren oder positive Emotionen wecken? Auch hier kommt es darauf an. Grundsätzlich ist das individuelle Geschmacksache. Wenn Sie als „Störerfunktion“ eine dramatische Situation darstellen, eine dringende Handlungsaufforderung geben möchten, dann kann ein Bild einer akuten Notsituation ein gangbares Mittel sein, solange es nicht herabwürdigend ist.
Aber gehen Sie doch von sich selber aus. Sehen Sie lieber Bilder, die eine Lösung aufzeigen, positiv besetzt sind, oder eine Geschichte der positiven Veränderung darstellen oder dramatische, reißerische „Kriegs-, Unfall- oder Krankheitsbilder von notleidenden Menschen bzw. Tieren?
Eine weitere Frage, die häufig gestellt wird, ist, soll ich Bilder für die Homepage oder für Flyer lieber kaufen oder selber machen?
Die Abwägung hierbei ist, möchte ich auf authentische und natürliche Weise kommunizieren oder nehme ich durch zu professionell und ggf. bearbeitete Bilder in Kauf, dass das gewünschte Gefühl der Betrachter*in nicht wirklich ausgelöst wird?
Selbstverständlich steht es Ihnen frei, selbst mit der Kamera aktiv zu werden – auf der Suche nach dem perfekten Bild. Oder aber Sie nehmen das sich lohnende Geld in die Hand, und suchen sich Fotografinnen und Fotografen Ihres Vertrauens, die es vermögen Ihre bildhafte Aussage einzufangen.
Ein kleiner juristischer Hinweis am Rande sei erlaubt: Wenn Sie selbst Fotos machen und es befinden sich darauf Menschen und oder Kunstwerke, können Urheber- und Persönlichkeitsrechte tangiert sein. Im Zweifel kann dies teuer werden.
Drum frei nach Goethe, „prüfe welches Foto dich kommunikativ bindet, ob sich nicht ein besseres findet.“
Podcast “NGO mit Oh”
Dazu passend: Die Geschäftsführerin der Fotoagentur laif, Silke Frigge und Laura Stanischeff tauschen sich über die Macht und Ohnmacht der Bildsprache in der Welt der Gemeinnützigkeit aus.